Mentoring optimieren und leistungsfördernde Schulkultur entwickeln

Netzwerktreffen des Forschungsverbunds LemaS und Schulbesuch in Königsbach-Stein

Prof. Dr. Heidrun Stöger und Prof. Dr. Gabriele Weigand (r.) beim LemaS-Netzwerktreffen in Stuttgart. Foto: D. Schmidt

Prof. Dr. Heidrun Stöger und Prof. Dr. Gabriele Weigand (r.) beim LemaS-Netzwerktreffen in Stuttgart. Foto: D. Schmidt

Wie können die Entwicklungsmöglichkeiten leistungsstarker und potentiell leistungsfähiger Schülerinnen und Schüler verbessert werden? Diese Frage steht im Mittelpunkt des bundesweiten Forschungs- und Entwicklungsprojekts „Leistung macht Schule“ (LemaS). Zehn beteiligte Schulen aus Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein kamen kürzlich zu einem LemaS-Netzwerktreffen in Stuttgart zusammen, um ihre Mentoring-Programme zu präsentieren und zu optimieren. Denn Mentoring für Schülerinnen und Schüler durch Lehrkräfte ist ein zentraler Bestandteil der Begabungs- und Leistungsförderung und seine Optimierung ein wichtiger Schritt hin zu einer leistungsfördernden Schulkultur.

Programm des Netzwerktreffens

Auf dem Programm des Netzwerktreffens stand zunächst ein theoretischer Input durch das Forschungsteam, anschließend clusterten die Lehrerinnen und Lehrer ihre unterschiedlichen Mentoring-Konzepte systematisch und bahnten Optimierungsprozesse an. Unterstützt wurden sie dabei von LemaS-Gesamtkoordinatorin Prof. Dr. Gabriele Weigand. „Keine leistungsfördernde Schule kann eigentlich ohne ein gutes Mentoring-Konzept auskommen“, sagt die Erziehungswissenschaftlerin an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe.

Evaluierungen werden durchgeführt

Und Prof. Dr. Heidrun Stöger von der Universität Regensburg, Leiterin des LemaS-Teilprojekts „Individualisierung durch Mentoring“, ergänzt: „Wenn Lehrkräfte sehen, dass Schülerinnen und Schüler Fortschritte machen, wenn sie sehen, dass sie einen Nutzen ziehen aus dem, was sie mit den Schülerinnen und Schülern machen, dann motiviert sie das auch zur Weiterarbeit.“ Im Mai treffen sich die zehn Schulen erneut. Dann geben die LemaS-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler den Lehrerinnen und Lehrern individuell zugeschnittene Bausteine zur Weiterentwicklung ihrer Mentoring-Programme an die Hand – auf Grundlage einer Evaluierung, die sie bis dahin durchführen.

Förderzeit und Entfaltungsmöglichkeiten bieten

Zentral für den engen Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis innerhalb von LemaS sind auch Schulbesuche und gemeinsam geplante pädagogische Tage. Ihren ersten Schulbesuch im Rahmen des Teilprojekts „Adaptive Formate wissenschaftlicher Schulbegleitung und Leitbildentwicklung“ stattete Mirjam Maier-Röseler kürzlich der Willy-Brandt-Realschule in Königsbach-Stein ab. Die Bildungswissenschaftlerin an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe, die zum Forschungsteam von Prof. Dr. Gabriele Weigand gehört, begleitet und unterstützt die Schule dabei, Strukturen zu schaffen, die Förderzeit und Möglichkeiten für die Entfaltung von Leistungsstärken bieten. „Es geht darum, ein Leitbild zu erarbeiten, das Grundlage und Orientierung für das pädagogische Handeln ist“, sagt Maier-Röseler: „Daran sollte möglichst das gesamte Kollegium beteiligt sein.“

Nicht nur im Gymnasium besondere Leistungspotenziale

Und Schulleiter Dieter König betont: „Begabung ist nicht auf Hochbegabung und das Gymnasium zu beschränken. Schülerinnen und Schüler in allen Schulformen und -klassen können besondere Leistungspotenziale haben.“ Mathematik-Lehrerin Sabine Fuchs hat beispielsweise im Rahmen von LemaS mit leistungsstarken Fünftklässlerinnen und -klässlern der Willy-Brandt-Realschule ein Kryptologie-Projekt realisiert, bei dem die Kinder ihre eigene Geheimsprache entwickelt haben. Damit solche Zusatzangebote nicht die Ausnahme bleiben, sondern zur Regel werden, hilft LemaS den Schulen, die nötigen inhaltlichen und organisatorischen Strukturen zu verfestigen. „Auf einer vertrauensvollen Basis können Forschung und schulische Praxis zusammenwachsen und Schule gemeinsam entwickeln“, so Maier-Röseler.

Über LemaS

„Leistung macht Schule“ (LemaS) ist ein vom BMBF gefördertes Forschungs- und Entwicklungsprojekt zur Begleitung und Weiterentwicklung von Schulen mit dem Ziel, leistungsstarke und potentiell leistungsfähige Schülerinnen und Schüler zu fördern. Hervorgegangen ist das bundesweite Projekt aus einer gleichnamigen Bund-Länder-Initiative, Start war Ende Januar 2018.

Im Forschungsverbund der rund 20 Hochschulen arbeiten etwa 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie ihre Nachwuchswissenschaftler und Nachwuchswissenschaftlerinnen zusammen – aus den Bereichen empirische Bildungsforschung, Erziehungswissenschaft und pädagogische Psychologie sowie aus Fachdidaktiken unterschiedlicher Fächer. Gesamtkoordinatorin des Forschungsverbunds ist Prof. Dr. Gabriele Weigand, Erziehungswissenschaftlerin an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe.

In 22 den inhaltlichen sowie zwei übergreifenden Teilprojekten von LemaS geht es um eine theorie- und evidenzbasierte Optimierung von schulischen Entwicklungsmöglichkeiten leistungs-starker und potentiell leistungsfähiger Schülerinnen und Schüler im Regelunterricht. Konkret soll diese Optimierung in zwei Kernmodulen erreicht werden: Kernmodul 1 betrifft die Entwicklung von schulischen Leitbildern mit Ausrichtung auf eine leistungsfördernde Schulentwicklung, den Aufbau kooperativer Netzwerkstrukturen sowie die Übergänge zwischen Primar- und Sekundarbereich mit einem Fokus auf die MINT-Fächer. Kernmodul 2 bezieht sich auf den Bereich des „Forderns und Förderns“ im Regelunterricht. In die Umsetzung der Teilprojekte von LemaS eingebunden sind deutschlandweit 300 Schulen aus dem Primar- und Sekundarbereich. In beiden Kernmodulen wird in enger wechselseitiger Abstimmung an einer nachhaltigen Vernetzung von Wissenschaft und Praxis sowie der Schulen untereinander gearbeitet.

Im Jahr 2019 finden in den regionalen Clustern von LemaS insgesamt 15 themenspezifische und teilprojektübergreifende Netzwerktreffen statt. Die Treffen fördern die Vernetzung der Schulen, der Teilprojekte untereinander sowie den engen Austausch von Wissenschaft und Praxis.

Wissenschaftlerinnen der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe sind an fünf der 22 Teilprojekte inhaltlich beteiligt: Prof. Dr. Gabriele Weigand vom Institut für Allgemeine und Historische Erziehungswissenschaft an den Projekten 1 und 2 („Adaptive Formate wissenschaftlicher Schulbegleitung und Leitbildentwicklung“, „Auf- bzw. Ausbau kooperativer Netzwerkstrukturen“) sowie Prof. Dr. Carmen Spiegel und PD Dr. Beate Laudenberg vom Institut für deutsche Sprache und Literatur an den Projekten 15 bis17: „Adaptive Formate sprachlich-literarischer Förderung“. Leiterin von Projekt 1 ist Prof. Dr. Gabriele Weigand.

Weitere Infos auf www.ph-karlsruhe.de/projekte/lemas

Pressemitteilung als pdf

  regina.schneider@vw.ph-karlsruhe.de