Kinder machen Balancierübungen in einer Sporthalle
Wissenschaftlich begleitete Bewegungsförderung im Kontext Schule

Die Sportschuhbande - Kinder mit motorischen Defiziten stärken

Eine altersentsprechend gut entwickelte motorische Leistungsfähigkeit ist essenziell für die Gesamtentwicklung von Heranwachsenden. Deshalb sollten Kinder mit deutlich wahrnehmbaren motorischen Schwächen unterstützt und gefördert werden. Am besten in der Schule, denn hier werden alle Kinder erreicht. Aber wie kann das sinnvoll und gewinnbringend gelingen? Genau hier setzt das Projekt "Sportschuhbande" unserer Hochschule an. Denn an aktuellen Konzepten für den schulischen Förderunterricht mit Bezug auf Bewegung, Spiel und Sport mangelt es.

Was ist die Sportschuhbande?

Die Sportschuhbande ist eine theoriegeleitet entwickelte und wissenschaftlich begleitete Bewegungs- und Sportförderung, die an einigen Karlsruher Grundschulen angeboten wird. Zielgruppe sind ausschließlich Kinder mit motorischem Förderbedarf. Im Fokus stehen Schüler:innen, die zum Beispiel wenig Stütz-und Haltekraft haben, nicht balancieren können und sich nicht trauen, zu springen, zu rollen oder zu klettern. Ausgewählt werden die Kinder von ihren Lehrkräften. Die Bewegungsförderung findet im Schulalltag klassenübergreifend als zusätzliche Sportstunde statt und wird von zwei speziell geschulten Lehramtsstudierenden der Hochschule (Studienfach Sport) durchgeführt.

Wie fördern wir die Kinder konkret?

Die Förderung der Kinder erfolgt ganzheitlich und zielt sowohl auf den motorischen als auch auf den psychosozialen Bereich ab. Im motorischen Bereich werden die Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Koordination und Beweglichkeit entwickelt. Darüber hinaus werden altersgerechte motorische Fertigkeiten wie Springen, Hangeln, Balancieren und Rollen gefördert. Die psychosoziale Entwicklung der Kinder wird durch den Einsatz erlebnispädagogischer Methoden, psychomotorischer Förderung, Mobilitätstraining, integrative Sportspiele sowie durch Lernen im Freien unterstützt. Diese Ansätze tragen zur Förderung des Miteinanders, zur Ich-Stärkung sowie zur Entwicklung eines positiven Körpergefühls bei.

Wie der reguläre Sportunterricht orientiert sich auch das Programm der "Sportschuhbande" am Bildungsplan des Landes. Der wesentliche Unterschied zum klassischen Sportunterricht besteht jedoch darin, dass die Förderung im Tandem durch zwei studentische Lehrkräfte erfolgt. Diese fungieren nicht nur als sportliche Rollenvorbilder, sondern können durch die individuelle Betreuung gezielter auf die Bedürfnisse einzelner Kinder eingehen und Hilfestellungen bieten.

Wer hat das Förderkonzept entwickelt?

Jan Löwel und Madeleine Wiedermann, PHKA-Sportstudierende Lehramt Primarstufe, haben das Konzept im Rahmen ihrer Bachelorarbeit entwickelt. Beraten und unterstützt hat sie dabei V.-Prof. Dr. Anke Hanssen-Doose, Leiterin des Instituts für Bewegungserziehung und Sport sowie die Grundschullehrerin und Ausbildungsberaterin Caroline Handtmann.

Das Förderkonzept wird im Rahmen der Begleitevaluation stetig ergänzt und weiterentwickelt.

Ausbildungsberaterin an der PHKA
Fachberaterin am Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL)

Wie wird evaluiert?

Um die Wirkungen des Förderangebots im motorischen und psychosozialen Bereich ganzheitlich zu erfassen, setzen wir folgende Evaluationsbausteine ein:

Da allen an der Sportschuhbande Beteiligten an einer langfristigen Implementierung in das schulische System liegt, geht es bei der Begleitforschung darum, die Wirkungen sowie fördernde und hemmende Faktoren der Durchführung zu analysieren. Auch wenn die wissenschaftliche Veröffentlichung der Ergebnisse des ersten Durchgangs noch aussteht, zeigen die Zwischenergebnisse, dass den Kindern der geschützte Rahmen und die Sportstudierenden als Rollenmodelle guttun und sie zu "sportlichen Höchstleistungen" motivieren.

Und wie kam es zur Sportschuhbande?

Die Idee zur Sportschuhbande (Sportförderunterricht für Kinder mit besonderen Bedürfnissen) entstand auf der Klausurtagung des Sportausschusses der Stadt Karlsruhe im Oktober 2022 und wurde in der Folge offiziell beschlossen. In Kooperation von der Hardtschule (Caroline Handtmann) und der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe (Prof. Dr. Anke Hanssen-Doose) wurde im Frühsommer 2023 ein entsprechendes Konzept erarbeitet. Im Schuljahr 2023/24 startete die Sportschuhbande als Pilotprojekt an zwei Karlsruher Grundschulen (Hardtschule und Leopoldschule). Organisation und Abwicklung erfolgen in enger Abstimmung mit den Beteiligten vor Ort, der PHKA und dem Schul- und Sportamt der Stadt Karlsruhe. Das Curriculum wurde durch PHKA-Sportstudierende (Jan Löwel und Madeleine Wiedermann) entwickelt und durchgeführt.

Wie erfolgt die Finanzierung?

Bereits im Schuljahr 2023/2024 konnten 32 Grundschulkinder an zwei Karlsruher Schulen von der Sportschuhbande profitieren. Für das Schuljahr 2024/2025 wurde das Programm weitergeführt und sogar ausgeweitet. Die Stadt Karlsruhe unterstützt das Angebot inzwischen an drei Grundschulen. Zusätzlich fördert der Lions Club Karlsruhe-Zirkel die Sportschuhbande an zwei weiteren Schulen. Damit gibt es das Angebot der Sportschuhbande aktuell an insgesamt fünf Grundschulen.

Das Interesse weiterer Karlsruher Grundschulen mit entsprechendem Bedarf ist groß. Um das Angebot auf weitere Schulen auszuweiten, werden weitere Mittelgeber gesucht.

Projektbeteiligte und Kontakt

Lehramtstudierender im Studienfach Sport

jan.loewel(at)stud.ph-karlsruhe.de

Im Schuljahr 2024/ 2025 führen folgende Lehramtstudierende im Fach Sport die Sportschuhbande in 5 Schulen durch:

Das linke Foto zeigt von links nach rechts: PHKA-Lehramtsstudent Jan Löwel, Schülerin Eflin und Lehrkraft Caroline Handtmann (Hardtschule Karlsruhe) sowie PHKA-Lehramtstudentin Madeleine Wiedermann. Auf dem Foto rechts sind die Planerinnen der Sportschuhbande im Schuljahr 2024/2025 V.-Prof. Dr. Anke Hanssen-Doose (l.) und Caroline Handtmann zu sehen.

Die „Sportschuhbande“ ist ein Vorhaben des Forschungszentrums für den Schulsport und den Sport von Kindern und Jugendlichen (FoSS) an der PHKA sowie weiteren externen Partner, die es gemeinsam verantworten.

Die interinstitutionelle Einrichtung der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe und des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) wurde 2005 gegründet. Beteiligt sind das Institut für Bewegungserziehung und Sport der PHKA und das Institut für Sport und Sportwissenschaft des KIT.

Letzte Änderung: 26.11.2024
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