Interdisziplinäres Promotionskolleg: digitale Technologien wirksam in der Bildung einsetzen
„Wissensmedien. Technologie, Lernen und Anwendung aus interdisziplinärer Perspektive“ lautet der Titel des neuen Promotionskollegs, mit dem die Pädagogische Hochschule Karlsruhe, die Hochschule Karlsruhe und die Hochschule Furtwangen ihre Stärken in der Didaktik sowie der angewandten Forschung und Entwicklung bündeln. Bislang wurde die Frage, wie sich digitale Technologien wirksam in Bildungskontexte einbinden lassen, meist getrennt erforscht.
Wie können digitale Technologien wirksam und zielführend im Schulunterricht und in der Hochschullehre eingesetzt werden? Welche didaktischen Ansätze sollten Anwendung finden und welche Technologien sind für welche Fachinhalte geeignet? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des neuen kooperativen Promotionskollegs „Wissensmedien. Technologie, Lernen und Anwendung aus interdisziplinärer Perspektive“, das Anfang März an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe (PHKA), der Hochschule Karlsruhe (Die HKA) und der Hochschule Furtwangen (HFU) seine Arbeit aufgenommen hat.
Das vom Land Baden-Württemberg für viereinhalb Jahre mit maximal 870.000 Euro geförderte Programm bietet insgesamt zwölf Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern einen gemeinsamen Rahmen, um zu forschen und den Doktorgrad zu erlangen. Bewerben um die Stipendien konnten sich sowohl Absolventinnen und Absolventen von PHKA, HKA und HFU als auch von anderen Hochschulen. Schwerpunkte sind Informatik, Didaktik und Psychologie. Dabei geht es um Wissenserwerb, -vermittlung, -medien, -interaktion und -technologien. Erforscht werden beispielsweise die Gestaltung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz, Augmented Reality sowie von Assistenzsystemen für Lehrende und Lernende. Außerdem entstehen Grundlagen und Handlungsempfehlungen für den Einsatz von digitalen Technologien. Übergeordnetes Ziel des Programms ist, digitale Technologien wirksam in Bildungskontexte einzubinden.
Stärken der drei Hochschulen bündeln
„Mit unserem gemeinsamen Promotionskolleg schließen wir eine Lücke, denn bislang wurden digitale Methoden und Technologien auf Seiten der Pädagogik und der Informationstechnologie meist getrennt erforscht und kaum nachhaltig realisiert“, sagt Prof. Dr. Bernhard Standl, Informatikdidaktiker und PHKA-Sprecher von Wissensmedien.
Prof. Dr.-Ing. Matthias Wölfel von der HKA macht deutlich: „Mit dem Promotionskolleg Wissensmedien bündeln wir die Stärken der drei Hochschulen – didaktische Expertise, digitale Gestaltung sowie technologische Umsetzung. Wir versprechen uns innovative Konzepte und didaktische Erkenntnisse, die die neuen technologischen Möglichkeiten sinnvoll nutzen“, so der Professor für Intuitive und Perzeptive Benutzungsschnittstellen und der HKA-Sprecher von Wissensmedien.
„Heute verändern Wissenstechnologien wie Chatbots die Art, wie wir lernen. Sie bieten ganz neue Möglichkeiten für Bildung und Informationstechnologie, die wir nur durch die gemeinsame Forschung im Promotionskolleg Wissensmedien auch ausschöpfen und weiterentwickeln können. Als Medieninformatiker freue mich auf diese interdisziplinäre Forschung ganz besonders“, ergänzt Interaktionsforscher Prof. Dr.-Ing. Thomas Schlegel als HFU-Sprecher Wissensmedien.
Wie sieht die Zusammenarbeit im Kolleg konkret aus?
Räume und Arbeitsplätze stellen alle drei Hochschulen zur Verfügung: Die PHKA für sechs Promovierende, die HKA für vier und die HFU für zwei. An jedem Promotionsverfahren sind Professorinnen und Professoren im Tandem beteiligt: jeweils eine Professorin beziehungsweise ein Professor der PHKA sowie eine Professorin beziehungsweise ein Professor von HKA oder HFU. Durchgeführt werden die Promotionen an der PHKA. Zusätzliche Beratung erhalten die Promovierenden durch Forschende, die bereits ihre Promotion abgeschlossen haben. Entwickelt wurde außerdem ein strukturiertes Qualifizierungs- und Betreuungskonzept, das ein kollegspezifisches Studienprogramm und eine intensive Betreuung der Promovierenden umfasst.
Darüber hinaus ist die an der PHKA angesiedelte Graduiertenakademie der Pädagogischen Hochschulen in Baden-Württemberg (graph) einbezogen. Zwei der insgesamt zwölf Promotionsstipendien finanziert die PHKA als Eigenanteil aus den ihr allgemein zugewiesenen Mitteln der Landesgraduiertenförderung. Zehn Förderungen stellt das Land Baden-Württemberg zur Verfügung. Während der Vorlesungszeit profitieren die Kollegiat:innen im Rahmen des Promotionskollegs von einem eigens zusammengestellten Angebot von Lehrveranstaltungen zur begleitenden Qualifizierung. Gemeinsame Klausurtagungen sind im Halbjahresrhythmus vorgesehen, einen Statusbericht der eigenen Arbeit müssen die Promovierenden einmal pro Jahr vorlegen.
Welche Regeln gelten?
Die Promovierenden sollen in etwa zu gleicher Anzahl von beiden Hochschularten stammen: von Pädagogischen Hochschulen und Universitäten, die seit jeher das Promotions- und Habilitationsrecht besitzen, sowie von Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW), die in Baden-Württemberg Doktorgrade seit September 2022 im HAW-Promotionsverband verleihen dürfen. Um HAW-Professorinnen und -Professoren noch stärker in ihr Promotionswesen zu integrieren, plant die PHKA eine Satzung zur Assoziierung von Hochschullehrerinnen und -lehrern der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften. Sie soll assoziierte Hochschullehrende denen der PHKA in gemeinsamen Promotionsverfahren gleichstellen.
Weitere Informationen zum Promotionskolleg „Wissensmedien. Technologie, Lernen und Anwendung aus interdisziplinärer Perspektive“ stehen zur Verfügung auf www.ph-karlsruhe.de/wissensmedien.
Über die beteiligten Hochschulen
Als bildungswissenschaftliche Hochschule mit Promotions- und Habilitationsrecht forscht und lehrt die Pädagogische Hochschule Karlsruhe (PHKA) zu schulischen und außerschulischen Bildungsprozessen. Ihr unverwechselbares Profil prägen der Fokus auf Bildung in der demokratischen Gesellschaft, Bildungsprozesse in der digitalen Welt sowie MINT in einer Kultur der Nachhaltigkeit. Rund 220 in der Wissenschaft Tätige betreuen rund 3.600 Studierende. Das Studienangebot umfasst Lehramtsstudiengänge für die Primarstufe und die Sekundarstufe I sowie Bachelor- und Masterstudiengänge für andere Bildungsfelder. Die berufsbegleitenden Weiterbildungsangebote zeichnen sich durch ihre besondere Nähe zu Forschung und Praxis aus.
Die HKA ist eine der größten und forschungsstärksten Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg. Mit ihrem breiten Fächerspektrum aus den Ingenieurwissenschaften, der Informatik, den Wirtschaftswissenschaften und der Gestaltung ist sie in der Lage, Lehre, Forschung und Weiterbildung auf eine breite Wissensbasis zu stellen. Vom fachübergreifenden Austausch und dem interdisziplinären Arbeiten profitieren Studierende, Lehrende, Forschende gleichermaßen, ebenso wie Kooperationspartner. Leitthemen, an denen sie ihr Handeln ausrichtet, sind Digitalisierung, Nachhaltigkeit und das soziale Miteinander an der HKA.
Die Hochschule Furtwangen, abgekürzt HFU, ist an drei Standorten präsent: in Furtwangen, in Villingen-Schwenningen und in Tuttlingen. Sie ist eine der großen Bildungseinrichtungen in Baden-Württemberg. Über 50 Studiengänge werden in diesen Bereichen angeboten: Ingenieurwissenschaften, Informatik, Wirtschaftsinformatik, Wirtschaftsingenieurwesen, Medien, Internationale Wirtschaft und Gesundheitswissenschaften. Studierende der HFU können sich für ein Auslandssemester an einer von rund 140 Partnerhochschulen weltweit entscheiden. Internationalität wird großgeschrieben: Es gibt mehrere rein englischsprachige Studiengänge und eine wachsende Zahl an bilingual auf Deutsch und Englisch unterrichteten Studiengängen. In Rankings belegt die HFU regelmäßig Spitzenplätze.